Neubau oder Restauration?

Von Fäulinis zerstörte Bugküche im Eriba Puck
Wasserschaden?

 

Einige Jahre ohne Hubdach unter freiem Himmel verbracht: So entsteht ein Biotop voller Leben. Aufgelöster Furnierkleber, wellige, schwarze Oberfächen und die Holzsubstanz durch Pilzbefall pulverisiert. Da hilft nur Entsorgen, ein derartiger Schaden ist nicht reparierbar. Hier muss die Möblierung komplett erneuert werden.

Kann man schon machen: Völlig zerlegbarer Nachbau der Möblierung eines 1963er Pucks mit furnierten Sperrholz (4mm, Rotbuche), Leistenbauweise und HPL-beschichteten Platten, Originalbeschläge (ebenso das Waschbecken). Hochglanzlackierung, zusätzliche Tür im Unterteil des Schranks eingebaut, alle Maße von den originalen Möbeln abgenommen.

 

Sieht edel aus, aber: Zeitaufwand etwa 150 Stunden, Materialkosten etwa 400,- € - wer für den Holzbau nicht ein feines Händchen hat tut sich da richtig schwer und als Auftragsarbeit an eine Schreinerei sowieso nicht bezahlbar.

Wir können auch ....anders!

 

In der Regel finden sich eher Möbel wie diese: Verbastelt, teils verwohnt oder mit Gebrauchsspuren, einige mehr oder weniger tiefe Kratzer, hier und da Feuchtigkeitsschäden. Einige Bauteile wird man ersetzen wollen oder müssen, andere lassen sich restaurieren und somit retten.

 

Dieser Oberschrank ist so verbastelt, dass eigentlich nur ein Neubau als Lösung in Frage kommt. Aus Drei-Schicht-Platten (Fichte) lassen sich stabile wenn auch schwere Möbelteile (ohne Leisten) nachbauen, die man anschließend mit Limba-Bügelfunier bestückt. Bei entsprechender Dicke reicht hier einseitiges Furnieren, bei dünnen Sperrholzplatten muss beidseitig furniert werden, damit sich das Holz nicht verzieht.

Oft lassen sich einzelne Teile wie Schrankböden wiederverwenden, die Möbel sollen ja so original wie möglich bleiben.

 

Bei Kratzern muss man unterscheiden: Sind sie oberflächlich und nur im Lack oder gehen sie richtig tief in die Holzsubstanz? Wenn die Lackschicht vorsichtig oberflächlich mit einem Excenterschleifer (Körnung 320 - 400) angeschliffen wird bleibt in der Regel die honigfarbene Patina erhalten. Nach dem Lackieren ist dann alles gut.

Bei tiefen Kratzern muss man die schöne Patina des Limba-Holzes wegschleifen, es erscheinen zunächst helle Flecken, in den Vertiefungen der Schrammen bleibt das Holz dunkel. Hier hilft nur großflächig abschleifen (Körnung 120  - 150). Wichtig sind gute, scharfe Schleifscheiben, da ich nur so kontrolliert vorsichtig das Material abnehmen kann. Die Furnierdicke beträgt etwa 0,6 m: Stumpfe Scheiben erfordern mehr Druck, dadurch schleift man unbeabsichtigt schneller durch.

Tiefe Druckstellen lassen sich mit feuchtem Tuch und Bügeleisen oft rausdämpfen: Durch den Wasserdampf quellen die zusammengedrückten Holzfasern auf und die Vertiefung verschwindet. Fehlende Hozfasern kann man allerdings nicht ersetzen, genauso wenig kann lackiertes Holz gedämpft werden.

 

Nach dem Dämpfen und Schleifen sind von den ursprünglich recht großen und tiefen Kratzern nur zwei minimale Macken übriggeblieben, die auch als natürliche Holzfehler durchgehen. Mit den Schrammen ist leider auch die Patina verschwunden, diese gilt es jetzt wieder herzustellen.

 

Nochmal zum Vergleich: Abgeschliffene Oberfläche ohne Patina, angeschliffene Oberfläche und ungeschliffene Oberfläche. Wen nicht alle Teile abgeschliffen werden sollen um den schönen Farbton zu erhalten muss jetzt gebeizt (gefärbt) werden.

Man könnte Lack mit Pigmenten einfärben, das ist allerdings sehr aufwändig. Viel einfacher für den Hausgebrauch ist das Anmischen von Wasserbeizen. Ein Beutel Pulver kostet etwa 2,- €, anhand der Farbkarten kann man den Beizton eingrenzen. Zwei bis drei Holztöne, zusätzlich etwas Orange oder Gelb, und los gehts. Das Pulver wird mit heißem Wasser angerührt und in entsprechende Behälter gefüllt. Untereinander vermischbar werden jetzt neue Farbtönne hergestellt bis man der Patina ausreichend nahekommt. Hier im Vergleich abgeschliffen und gebeizt. Überschüssige Beize muss mit einem Tuch entfernt werden, nach dem Trocknen nicht mehr schleifen! Die endgültige Farbe kommt erst nach dem Lackieren zum Vorschein: Wasserlacke bleiben eher blass, Glanzlacke (DD, Nitro etc) "feuern" das Holz an, es wird dunkler und ausdrucksstärker. Wichtig: Wassergebeizte Flächen müssen unbedingt mittels Lackierung vor Feuchtigkeit geschützt werden.

 

Nach einigen Versuchen kommt man dem Ziel recht nahe:

Links die gebeizte Oberfläche, mittig die angeschliffene Patina und rechts die abgeschliffene Tür. Im Laufe der Zeit werden sich die Farben weiter angleichen. Da die gebeizte Oberfläche etwas stärker nachdunkelt sollte sie keinesfalls dunkler sein als der Originalfarbton.

 

 

Vor dem Beizen und Lackieren werden die Möbel zur Probe aufgebaut und eingepasst, damit die Oberfläche später nicht beschädigt wird.

Der Farbton des Bugschrankes ist ganz gut gelungen, lackiert wurde mit einem glänzenden Einkomponenten-Lack auf PU Basis und einer Mohairwalze.

 

Alle Möbelteile werden nach dem Einpassen auf einen Rutsch gebeizt und liegend getrocknet. Anschließend lackiert und endmontiert.

 

 

 

Die Innenwände wurden aus Sperrholz neu gebaut (Gabun, Pappel etc.) und nicht gebeizt.

 

 

 

Insgesamt ist die Patinierung des Limba-Holzes nicht perfekt, aber ganz gut getroffen.

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